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Biographie

 

­Geschichte in Bildern, Ton und Text

Benjamin Stora, Experte für die Geschichte des Maghreb, ist Gastprofessor am Frankreich-Zentrum der Freien Universität (2011).

Benjamin Stora ist dieser Tage ein gefragter Mann. Mehrmals täglich erreichen ihn die Anrufe internationaler Journalisten. Das Thema: Die aktuelle Lage in Nordafrika. Die weitreichenden Folgen der französischen Kolonialherrschaft in Algerien, Marokko und Tunesien sind Teil der Forschungen Storas, der in diesem Semester Gastprofessor am Frankreich-zentrum der Freien Universität Berlin ist.

Seit nahezu vierzig Jahren beschäftigt sich Benjamin Stora mit der Geschichte der ehemaligen französischen Kolonien in Nordafrika. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf dem  algerischen Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich zwischen 1954 und 1962 – nicht zuletzt aus persönlichen Gründen. 1950 im algerischen Constantine geboren, emigrierte er im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Frankreich. Diese Erfahrung beeinflusste die berufliche Laufbahn maßgeblich: „Ich habe sehr lange wie ein klassischer Historiker in Archiven gearbeitet“, berichtet Stora, „aber dann begann ich mich dafür zu interessieren, wie unser Gedächtnis funktioniert und wie durch die Erinnerung Geschichte geschrieben wird. Ich habe nach Augenzeugen und Originalaufzeichnungen gesucht und mich zunehmend von der traditionellen Arbeitsweise entfernt.“

Für Stora heißt das, nicht mehr länger nur akademische Kreise, sondern auch ein breiteres Publikum mit seinen Forschungsergebnissen erreichen zu wollen.

Wie dies gelingen kann, zeigt etwa sein neuestes Buch zu Algerien, eine Sammlung von einhundert nicht bearbeiteten Originaldokumenten. In Farbe reproduzierte Briefe, Tagebuchauszüge und Notizen von Beteiligten des algerischen Unabhängigkeitskrieges lassen ein lebendiges Bild der damaligen Zeit entstehen. „Geschichte zum Anfassen“ beschreibt Stora sein Anliegen als Historiker.

Die publikumsnahe Vermittlung in Büchern und Dokumentationsfilmen hat den Professor des Pariser National-Instituts für orientalische Zivilisation und Sprachen (INALCO) bekannt gemacht. In seinen Dokumentationen setzt er neben starken visuellen Eindrücken auch auf fiktionale Elemente, um historische Ereignisse für jüngere Generationen nachvollziehbar zu machen. Das Arbeiten mit und in den Medien ist für den Wissenschaftler somit durchaus auch eine „politische Haltung“. Als einer der ersten, der sich in Frankreich für die Kolonialgeschichte des Landes interessierte, prangerte Stora in seinen Publikationen offen die Politik der ehemaligen Staatspräsidenten De Gaulle und Mitterrand an.

Auch heute ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema in Frankreich noch keine Selbstverständlichkeit. „Mein Weg in die Öffentlichkeit hat mir viel Kritik und viele Feinde eingebracht“, gesteht Stora. Angesichts seiner Intentionen nimmt er die Kontroverse jedoch in Kauf: „Fragen über die Kolonialzeit allein bringen uns nicht weiter. Wir müssen auch die Fragen stellen, die für die Gegenwart relevant sind.“ Migrationsprozesse und die europäische Wahrnehmung des Islams sind solche Themen.

Am Frankreichzentrum der Freien Universität leitet der Historiker und Soziologe in diesem Semester drei Seminare. Der Aufenthalt in Berlin durch ein vom DAAD und der Kulturabteilung der Französischen Botschaft gefördertes Programm bietet ihm nun die Möglichkeit, sich auch mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Nach Forschungs- und Lehrstationen im vietnamesischen Hanoi und in New York ist Berlin eine „intellektuelle Erfahrung“, die Benjamin Stora trotz der vielen Medienanfragen  genießen kann.

Homepage Prof. B. Stora:

 http://www.univ-paris13.fr/benjaminstora/

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Ouvrages

Hommage à Benjamin Stora, Mucem, Marseille, 31 mai 2018

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